Die Ökologie des Wattenmeeres
Das Helgoweb
Vorland &
Salzwiesen
Spülsaum &
Küstenlinie
Leben in der
Nordsee
Sand- &
Mischwatt
Schlickwatt
Felswatt
Küstendünen &
Strandwall
Landgewinnung &
Deichbau

Das Wattenmeer

 
Luftbild über Hallig Langeness mit Blick nach Westen, am Horizont liegt Amrum.


in der Deutschen Bucht der Nordsee ist ein einzigartiger Lebensraum, von Ebbe und Flut geprägt durch trockenfallende Schlick- und Sandwatten, mit Prielen und Gatten, mit Halligen und Inseln. Auch wenn auf den ersten Blick kaum Leben auszumachen ist, gehört das Watt zu den biologisch produktivsten Lebensräumen der Erde. Hier leben eingegraben Würmer, Muscheln und Schnecken, mit der nächsten Flut erscheinen Fische und Krebse; viele Vogelarten nutzen das Wattenmeer als Brut- und Rastplatz. Pflanzen sind vor allem durch zahlreiche Algenarten vertreten, die an allen weniger bewegten Orten wie Steinen, Buhnen oder Schneckenschalen siedeln.
Natürliche Abläufe verändern diese Landschaft immer wieder, aber auch der Mensch prägte seit der Besiedlung des Küstenraumes den Lebensraum Watt.

Diese Seiten möchten einen Eindruck geben von der vielgestaltigen Lebenswelt des Biotops Wattenmeer. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den ökologischen Lebensräumen Nordsee - Sandwatt - Küstendünen - Schlickwatt - sowie dem Vorland mit den Salzwiesen. Als Besonderheit in der deutschen Bucht wird auch Helgoland berücksichtigt mit den Lebensräumen rund um eine Felseninsel.

Allen Besuchern wünsche ich angenehmes Stöbern, viele interessante Neuigkeiten - und hoffe, dass Sie sich schon bald aufmachen um die Küste zu besuchen, um sich von dieser großartigen Landschaft bezaubern zu lassen.



Ökologie des Wattenmeeres   -  Geschichte des Wattenmeers   -   Geologie und Entstehung


Lebensraum Wattenmeer

Wattenmeere gibt es an fast allen Küsten auf der Welt, an denen es Gezeiten gibt und damit regelmäßig wechselnde Wasserstände. In den Tropen und Subtropen sind Wattenflächen in der Regel von Mangrovenwäldern und -Sümpfen bewachsen, entlang vieler Felsküsten gibt es Felswatten, die jedoch in der deutschen Bucht nur auf Helgoland zu finden sind. Sand- und Schlickwatten herrschen vor zwischen Inseln, Festlandsküste und Ästuaren (Trichtermündungen von Flüssen).

 
Karte der deutschen Bucht. Die Wattengebiete werden folgend ausführlicher vorgestellt, sie können mit einer Mausbewegung über das Bild sichtbar gemacht werden.
Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter ODbL



Die Sedimente

Wattboden besteht aus Meeressedimenten, die von Wellen und Gezeiten an die Küsten gespült werden. Sturmfluten können durch die Wellengewalt Sandbänke und Dünen in kurzer Zeit auf- oder abbauen. Normalerweise dauert dieser Vorgang der "Sedimentation" aber viele Jahre.

Man kann unterscheiden zwischen groben Sedimenten (Sand), die vorwiegend aus dem Küstenfeld stammen, und feinen Sedimenten (Schluff und Ton), die beim Abbau des alten Festlandsockels entstehen oder durch die Flüsse ins Meer gespült werden. Die größten Sedimentlieferanten in der deutschen Bucht sind Elbe und Weser.
Neben diesen mineralischen Sedimenten gibt es noch tierische Sedimente (Schalen von Kieselalgen oder Muscheln und Schnecken) sowie pflanzliche Sedimente (abgestorbene Pflanzenteile). Diese Reste von Lebewesen werden als "Detritus" (lat. = das Zerriebene) bezeichnet.

Bei Flut werden diese Sedimente in die Watten befördert. Sinkt die Strömung des Wassers, fallen erst die gröberen Sandkörner aus; kommt das Wasser nahezu zum Stillstand, fallen die feinen Schwebstoffe, das Detritus, aus. Auf diese Weise entsteht die typische Großraumzonierung des Wattenmeeres: an den vorgelagerten Inseln und Sänden lagert sich der Sand ab, durch die Priele gelangt das Wasser in die hinteren, landeinwärtsgelegenen Bereiche, verlangsamt sich dort und baut so die Schlickwatten auf. Schlick ist also Boden aus ganz feinen Bestandteilen. Die Küstenbewohner machen sich dies zunutze und bauen an der Festlandsküste bzw. an den rückseitigen Küsten der Inseln als Küstenschutz Lahnungen - lange Holzpfahlreihen, die das Wasser beruhigen und so die Sedimentation beschleunigen. So wird Vorland gewonnen, dass dann als neue Marsch eingedeicht werden kann. Inzwischen dient dies lediglich dem Küstenschutz, die wohl vorläufig letzte Eindeichung war die der Nordstrander Bucht 1987. Die durch Eindeichung entstandenen Flächen heißen Köge. Mit der Eindeichung der Nordstrander Bucht zum Beltringharder Koog fand auch die klassische Landnutzung der Köge als fruchtbares Ackerland ein Ende: der Beltringharder Koog ist ein Naturschutzgebiet mit Ausgleichsflächen für Vögel, dafür wird er in Teilen regelmäßig durch ein Einlassbauwerk im Deich von den Gezeiten geflutet.


Gliederung des Wattenmeeres

Das Wattenmeer lässt sich horizontal und vertikal Gliedern: Vom Meer aus gesehen steigt der Meeresboden langsam an und bildet erste Vorsände, die teilweise sogar über der normalen Hochwasserlinie liegen können und deshalb gerne von Seehunden als Rastplätze genutzt werden. Die Dynamik zwischen Entstehung und Abbau der Sände ist allerdings so groß, dass sich kein Bewuchs ansiedeln kann. Dahinter entstehen die Düneninseln. Sie werden von Wellen udn Wind aufgebaut und mit der Strömung verlagert, so dass sich über die jahrzenhnte ihre Position und Umrisse verändern können. Hinter diesen Düneninseln beginnt nun das Wattenmeer, dass geprägt ist von Marschinseln und Halligen (überresten des ehemaligen Festlandes), den Prielen und Sandbänken dazwischen und den Salzwiesen (Vorländern) vor den Deichen. Inseln haben hohe Deiche, Halligen dagegen sind maximal von einem Sommerdeich geschützt, bei jeder Sturmflut werden die Halligen überflutet, weswegen die Häuser in kleinen Ansiedlungen auf Warften (künstlichen Hügeln) stehen.
Priele sind sozusagen die "Flüsse" des Wattenmeeres, durch sie kann das Wasser mit hoher Geschwindigkeit fließen - in das Watt bei Flut, aus dem Watt bei beginnender Ebbe. Die großen, bis zu 30m tiefen Priele, die in die Nordsee münden heißen Gatt. In ihnen kann der Flut- oder Ebbstrom Geschwindigkeiten bis zu 4 kn erreichen.


Diese Übersicht zeigt den schematischen Aufbau der Landschaft "Wattenmeer",
ein Lebensraum aus flachen Küstengewässern, Inseln, Salzwiesen.

Die vertikale Gliederung des Wattenmeeres folgt ökologischen Gesichtspunkten und wird ausführlich im Bereich Spülsaum & Küstenlinie beschrieben.


Geologie und Entstehung


 
Küstenlinien der Nordsee vor 10.300 Jahren

Erdgeschichtlich gesehen ist das Wattenmeer sehr jung. Am Ende der letzten Eiszeit (der Weichsel-Eiszeit) vor 10.300 Jahren war die Nordsee nahezu komplett trocken gefallen, der Meeresspiegel lag mehr als 40m unter dem heutigen Stand. Der nördliche Teil der Nordsee war mit einer bis zu 2km dicken Eisschicht bedeckt. Die Doggerbank, immer noch eine Untiefe, die an einigen Stellen lediglich 13m unter dem Meeresspiegel liegt, war eine imposante Erhebung. Erst die abschmelzenden Gletscher bildeten breite Flüsse und Urstromtäler, die die tundrenähnliche Nordseelandschaft in eine wild mäandernde Flusslandschaft verwandelten. Helgoland war für umher wandernde Nomaden zu Fuß zu erreichen. Der abschmelzende Eispanzer schließlich füllte die Ozeane wieder auf, der Meeresspiegel stieg: Das allerdings nicht kontinuierlich, sondern in Schüben, den so genannten Transgressionen. Auch die mittelalterlichen Landverluste in den Niederlanden in Folge von gigantischen Sturmfluten zeugen davon. Geestkerninseln blieben im umgebenden Wattenmeer als Zeugen der letzten Eiszeit übrig. Das Meer und der Wind gestalteten die Landschaft drumherum, bis die Menschen anfingen, diese amphibische Landschaft zu besiedeln und in den Lauf der Dinge einzugreifen. Nicht durch Deichbauten, sondern durch Torfabbau zur Salzgewinnung, der große Senken schuf, die bei Sturmfluten vollliefen und weitere massive Landverluste zur Folge hatte.

Mit den Strömen und Flüssen wurden auch nach dieser Eiszeit wieder Unmengen von Sand in das Becken der Nordsee gespült- eine spätere Grundlage für die Küstengestalt. Die Dynamik von Ebbe und Flut, Stürmen und Strömungen lagert jährlich unvorstellbare Mengen Sand um. So verändern sich kontinuierlich die Düneninseln der Nordsee. Dort wo die Strömung fast zum Stillstand kommt, können schließlich auch die Schwebstoffe absinken- das Schlickwatt entsteht. Seit der Besiedlung der Küstenstreifen steigt das Wasser der Nordsee, so dass das Meer immer größere Landstriche zurückerobert und die menschlichen Bewohner immer ausgefeiltere Schutzmaßnahmen ergreifen müssen (siehe auch Landgewinnung und Deichbau. Dieser drohende und auch tatsächliche Verlust an Land, Dörfern und Menschenleben zeichnet seit Jahrhunderten das Leben an der Küste und gibt Land und Leuten ein rauhes Gepräge - „De nich will dieken, mutt wieken" heißt das uralte plattdeutsche Motto - wer keine Deiche bauen will, muss weichen.

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