Die vertikale Gliederung des Wattenmeeres entspricht der aller Küsten. Man bezeichnet den Küstenstreifen als 'Litoral'. Er entsteht durch die unterschiedlich langen Wasserbedeckungszeiten, die dem Rhythmus von Ebbe und Flut unterliegen. An Küsten mit sehr gering ausgeprägtem Tidenhub (kaum Ebbe & Flut) kann die Zonierung kaum zu erkennen sein. Sie folgt dann eher den Faktoren der horizontalen Gliederung.
Ökologisch betrachtet lässt sich der übergang vom Wasser zum Land unterteilen in:
Supralitoral = Spritzwasserzone (Salzwiesen, hochgelegene Strände).
Eulitoral = Bereich der Gezeiten (Kennzeichen sind abwechselndes Trockenfallen und Überfluten sowie Meerwassereinfluss und Süßwassereinfluss durch Regen und manchmal Flussmündungen).
Das Eulitoral lässt sich genauer unterteilen in Sandwatt, Mischwatt und Schlickwatt, unterschieden durch Bodenbeschaffenheit, die unterschiedliche Wassergehalte nach sich ziehen sowie Wasserbedeckungszeiten und schließlich Besiedelung mit Pflanzen und Tieren.
Sublitoral = dauernd unter Wasser stehender Küstenbereich (Meeresboden, Priele). Um diesen Lebensraum geht es auf der Seite über die Nordsee.
Die Küstenlinie ist zwischen Eulitoral und Supralitoral zu verorten. An dem Pfahl einer Badebrücke lässt sich ein Bewuchs in Zonen beobachten: von oben nach unten: Flechten, Grünalgen, Seepocken, Schnecken, Tange
Wie kommt es dazu?
Starke Unterschiede in den Abiotische Umweltfaktoren gliedern diesen Lebensraum:
Hierunter fallen die allgemein zumindest intuitiv bekannten nicht lebendigen Lebensumstände wie:
Salzgehalt, - Wellenschlag, - Windbelastung, - Temperatur, - Wasserverfügbarkeit, - Bodenzusammensetzung und -beschaffenheit, - Licht.
Genauer beschrieben werden sie in der Wikipedia.
Alle diese Faktoren sind im Litoral großen Schwankungen unterworfen. Daran müssen sich Tiere und vor allem auch Pflanzen, die immobil sind und sich lebensbedrohlichen Zuständen nicht einfach entziehen können, anpassen.
Am stärksten Schwanken sicherlich die Salinitätswerte (der Salzgehalt) und die Wasserbedeckungszeiten im Uferbereich; auch mit zeitweiliger massiver Gewalteinwirkung durch Sandstürme und Wellenschlag muss zurechtgekommen werden.
Tiefer gelegene Bereiche fallen nur kurz trocken und können daher von weniger austrocknungstoleranten Arten besiedelt werden, höher gelegene Bereiche werden im Falle des Supralitoral sogar nur von Gischt erreicht und unterliegen im hohen Maß einer möglichen Aussüßung durch Regen- ein wirklich unwirtlicher Lebensraum!
Trotzdem haben sich einige Arten angepasst - so können auf kleinem Raum sehr unterschiedliche Bedingungen zu sehr vielgestaltigen Zusammensetzungen der bewohnenden Lebewesen führen.
Die genaueren Auswirkungen auf die Artengemeinschaft sollen am Beispiel der Familie der Strandschnecke Littorina verdeutlicht werden:
Im Gezeitenbereich von Helgoland treten vier Strandschneckenarten auf: Littorina nerotoides (1), L. saxatilis (2), L. obtusata (3), L. littorea (4). Sie ernähren sich von Mikroalgen(rasen) und beweiden auch Makroalgen. Die Arten bevorzugen unterschiedliche Siedlungshöhen (vgl Abb. rechts) - dadurch vermeiden sie allzuviel Konkurrenz um Nahrung und Siedlungsplatz. Wie ist das zu erklären, da doch die Grundvorrausetzung zum überdauern in Trockenheit, kräftige, verschließbare Schalen, bei allen gleich sind?
Die Erklärung liegt in der Stoffwechselphysiologie der Schnecken: Das Endprodukt des Eiweißstoffwechsels der meisten wirbellosen Wassertiere ist Ammoniak, ein giftiger Stoff, zu dessen Ausscheidung sehr viel Wasser benötigt wird. Einige Tiere des Gezeitenbereichs geben daneben Harnsäure ab. Diese Säure ist weniger giftig und weniger wasserlöslich. Sie kann als halbflüssiger Brei abgegeben werden. Die Schnecken, die so in der Lage sind, ihren Körper auch beim Trockenfallen (Ebbe) zu entgiften, können einen Lebensraum höher am Felsen wählen. Die Art Littorina littorea (4) dagegen stirbt, wenn sie zu hoch klettert beim Algenabweiden - sie ist auf die unteren Regionen nahe der Niedrigwasserlinie angewiesen.
Die Besiedlung des Litorals durch Pflanzen weist ebenfalls eine typische Zonierung sowie ggf. zeitlichen Ablauf (Sukzession) auf. Allerdings auf zwei gänzlich unterschiedliche Arten: Man muss unterscheiden zwischen der
Dünenküste - der Entwicklung vom Vorstrand zum Dünental - und dem Profil einer
Außendeich-Salzwiese - von der Seegraswiese zum Andelrasen.
Im Folgenden soll es speziell um den Lebensraum gehen, an dem auch für den Strandgänger offensichtlich Meer und Land aufeinanderstoßen. Diese Spülsäume oder Flutmarken genannten Streifen entlang des Strandes sind schon immer geprägt worden durch angespültes Seegras, Tange, Treibselholz und tote Tiere oder leere Eihüllen von z.B. Nagelrochen (Raja clavata) oder Wellhornschnecke (Buccinum undatum). Leider nicht zu übersehen sind die von Jahrzehnt zu Jahrzehnt umfangreicher werdenden Mengen von Müll und Strandgut, die sich ebenfalls ansammeln.
Den größten Anteil stellen in der Regel Algen und Tange, durch starke Brandung oder Stürme aus ihrem in aller Regel im Sublitoral liegenden Siedlungsraum losgerissen, die dort dann auch verrotten und ganzen Heerscharen von Strandflöhen, Kleinkrebsen und Fliegen bzw. deren Maden ein Zuhause bieten.
Die Kurverwaltungen der Küstenkurorte betreiben einen erheblichen Aufwand, diese Algen früh morgens abzufahren, damit den Gästen der Geruch verwesender Biomasse erspart bleibt.
Schließlich haben diese verwesenden 'Abfälle' aber eine Funktion: Die stetig verrottende Biomasse reichert vor allem den etwas höher gelegenen Boden mit Nährstoffen an, so dass sich darauf stickstoffliebende salztolerante Arten ansiedeln wie z.B. Meerkohl oder Melden - ein weiterer Schritt zur Begrünung der Dünen nach den Pionierpflanzen der Strandgräser.
Die Godelniederung auf Föhr: Eine Besonderheit stellen die extrem großräumigen Flussmündungen im Wattenmeer dar, die eine stark vergrößerte übergangszone vom Land zum Meer bzw. vom Süß- zum Salzwasser bieten. Neben den vier sehr großen Mündungsästuaren von Elbe, Weser, Ems und Eider, die durch ihre wirtschaftliche Bedeutung stark vom Menschen überformt und geprägt sind, sind vor allem kleine Flussmündungen beachtenswert, die ein vergleichsweise natürlichen Einblick in diesen Lebensraum bieten. Die Godelniederung auf der Nordseeinsel Föhr ist hierfür ein gutes Beispiel, auch wenn die von Naturschützern gelegentlich aufgestellte Bewertung als 'einzigartig ursprünglich' an der deutschen Nordseeküste sicherlich zu weit geht. |
Abb. 4: Der Mündungsabschnitt des Flusses Godel auf Föhr - ein Salzwiesenästuar | unten rechts: Blick über den Strandwall nach Amrum / Die Godelniederung bei Sturmflut. (Klick auf die Abb. f. größere Auflösung) |
Topographie:
Nutzung:
Bedeutung als Vogelschutzgebiet:
Brackgewässer: |